Diplomausstellung 2023
Die Master- und Bachelorstudierenden nehmen mit ihren Diplomen kritisch Stellung zu gegenwärtigen Entwicklungen und gestalten mit ihren Positionen gesellschaftlichen Wandel mit. Entstanden sind 17 Diplomarbeiten, die in den drei Themenbereichen "Unlearning the Normal", "Archiving the Everyday" und "Exploring the new" präsentiert werden.
Unlearning the normal
Das Konzept des Verlernens beschreibt ein Loslassen alter Überzeugungen und Gewohnheiten. Konventionen werden hinterfragt, Perspektiven gewechselt und Verhalten neueingeübt. Die Diplomand:innen regen mit ihren Abschlussarbeiten an, binäre Vorstellungen von Stereotypen zu verlernen und neue Sichtweisen zu erlernen. Sie geben marginalisierten Gruppen eine Stimme und zeigen auf, wie vielfältig sich geschlechtliche Identitäten in einer Gesellschaft manifestieren können. Sie machen Menschen, die unsere Welt sauber halten, sichtbar und ermöglichen uns, das Nach-Hilfe-Fragen wieder zu lernen. Hierfür treten sie in den sozialen Austausch, tauchen in unterschiedliche Lebenswelten ein, dokumentieren und inszenieren. Sie intervenieren in Wohnquartieren, schaffen Dialogräume in Krisenzeiten und fordern auf, im Gespräch Vorurteile zu begraben. Weitere Projekte setzen am Lebensanfang mit dem Erlernen neuer Werte an: Entwickelt werden Tools für Kinder, die Hand in Hand mit ihrem Umfeld gesellschafts- und umweltrelevante Themen frühzeitig spielerisch besprechen.
Archiving the Everyday
Die Archivierung unseres Alltagslebens bewahrt Geschichte, hinterfragt Traditionen und spiegelt Gegenwärtiges. Das Sammeln und Archivieren als Kulturtechnik kann verschiedene Ausdrucksformen annehmen. Wissenswertes wird in Magazinen, Glossaren, Kartensets und Webseiten verpackt und so dem augenscheinlich Trivialen oder Ephemeren die Bedeutung gegeben, die das Archivierte kulturhistorisch und lebensweltlich verdient. Der Garten als Ort alltäglicher Erfahrungen und Gegenstand von Projektionen wird von Diplomand:innen in den Blick genommen. Andere involvieren Zeitzeug:innen in Recherchen und diskutieren mit ihnen vergessene Handwerkstechniken und marginalisierte Berufe. Eine Schweizer Sportmodemarke wird akribisch seziert und ihre Überbleibsel werden lustvoll inszeniert. Im Fokus eines Projekts steht eine Handarbeitstechnik in Rio de Janeiro, einanderes kartiert ein essenzielles Mineral und seine Bedeutung.
Exploring the new
Die Vermittlung von soziokulturellem und technologischem Wandel hat durch die Beschleunigung und Komplexität unseres alltäglichen Miteinanders an Bedeutung gewonnen. Mit Sorge beobachten Menschen seit jeher gesellschaftliche Veränderungen, die stets die Gefahr von Verlust bergen. Trotz dieser Befürchtungen kann das Neue hoffnungsvoll stimmen. Hierfür setzen die Diplomand:innen ihre Designexpertise ein. Sie untersuchen die Meme- und Digitalkultur, interagieren mit künstlicher Intelligenz und observieren maschinenproduzierte Identitäten. Ihre Projekte ermöglichen es uns, Chancen und Risiken des Zukünftigen zu erleben. Sie gestalten fluide Mode und gendersensibles Merchandise für eine neue Generation, die sich von binären Konstruktionen verabschieden will. Sie entwickeln Trendpositionen, die ein Miteinander mit menschenähnlichen Avataren analysieren und intervenieren sinnlich für mehr Awareness in Clubs. Sie lassen Modemagazine von einem technologischen Dritten errechnen, geben damit ihre Verantwortung als Designer:innen im ersten Schritt ab, um im zweiten Schritt Technologisierung
zu reflektieren.