Trends & Identity

In der Spiritual Eating Bewegung wird Ernährung neu gedacht. Lebensmittel erhalten eine übersinnliche Bedeutung, die nicht auf Inhaltsangaben basieren. Durch spezielle Rituale und Zeremonien werden ihnen besondere Energien, kosmische Schwingungen, positive, segnende und reinigende Kräfte zugeschrieben.

Es ist schwer und anstrengend in unserem Nahrungssystem den Überblick zu behalten. Die Komplexität hat dazu geführt, dass sich Konsumentinnen vermehrt überfordert fühlen und das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie verloren haben. Sie wenden sich von der übermässigen Beschäftigung mit der Qualität der Lebensmittel ab. Die Küche wird zur neuen Ritual-Zone. Spirituelle Landwirtschaft und anthroposophische Labels wie „Demeter“ erleben einen Aufschwung.

Neben süß, sauer, salzig, bitter und umami kommt spirit als sechster Geschmack hinzu. Dieser beschreibt die innere Energie, die Seele der Nahrung. Als eine besondere Ausprägung des Spiritual Eating zeigt sich die Nischen-Bewegung des Holy Eating, die sich stark an Lebensmittel mit ursprünglich religiöser Bedeutung orientiert. Im Supermarkt werden Hostien-Chips, Adam & Eva Äpfel, Weihwasser, Rosenkranz-Semmel und Weihrauch-Lutschbonbons als neues Superfood und Heilsbringer angepriesen.

Anouk Estermann