20 Jahre Jubiläum
2003 wurde an der damaligen Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, Nachfolgerin der 1887 gegründeten Kunstgewerbeschule, die neue Studienvertiefung Style & Design ins Leben gerufen. Die Reorganisation der Schweizer Textil- und Modeausbildungen hatte zur Schliessung der Textil- und Modeklasse in Zürich geführt und den Weg für Neues geebnet. Von Anfang an war die Ausbildung generalistisch angelegt, um Designer:innen mit einem breiten Spektrum an konzeptionellem und handwerklichem Wissen auszubilden, die Projekte initiieren, kommunizieren und umzusetzen können. Stets massgeblich war ein kritischer Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen. Stil wurde als Begriff verstanden, der ästhetische und soziale Aspekte vereint. Ästhetisch im Sinne von Handschrift und Zeitausdruck, aber ebenso als Idee einer umfassenden Gestaltung von Alltag, die auch nichtvisuelle Aspekte wie Duft oder performative Gesten wie Rituale oder Manieren einschliesst. Die Auseinandersetzung mit Moden spielte immer eine wichtige Rolle. Nicht nur weil Mode ein Seismograf für soziokulturellen Wandel ist, sondern auch weil ausgebildete Modedesignerinnen seit Jahren das Kernteam bilden.
2007 schlossen die ersten Studierenden ihr Studium ab. Die Diplomausstellung war damals im entkernten Toni-Areal zu sehen. Im selben Jahr wurde die ZHdK als Zusammenschluss von der Hochschule für Musik und Theater und der HGKZ gegründet. Ein Jahr darauf erfolgte die Umstellung vom vierjährigen Diplomstudium auf das dreijährige Bachelorstudium. Im Herbst 2008 starteten die ersten Masterausbildungen. Damals noch nicht in einer Fachrichtung zusammengefasst, konnte im Design der Master Trends und der Master Ereignis studiert werden. Setzten sich die Studierenden im Bereich Ereignis zum Beispiel mit immersiveren Konferenzformaten auseinander, wurden im Master Trends Angsträume oder aufkommende Nachhaltigkeitsphänomene untersucht. 2014 wurde das Departement restrukturiert, womit Bachelor und Master sowie Forschungen in den Fachrichtungen zusammenrückten. In diesem Zuge lief der Master Ereignis 2017 aus und Inhalte aus den Bereich Experience Design und Participatory Design diffundierten in den Master Trends.
Der Forschungsschwerpunkt in Modetheorie und -geschichte profilierte sich durch mehrere Tagungen und einem Projekt zur Schuhgeschichte von Bally. Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung ist Care Futures, mit einem soeben abgeschlossenen Grossprojekt zum Thema Sterbesettings. Ethnografische und kulturwissenschaftliche Zugänge sowie das Untersuchen von Zukünften und Trends sind in Forschung und Lehre bedeutsam. Geforscht und gestaltet wird im Dialog mit denen, die mit den Designlösungen leben dürfen, sollen und müssen. Dabei informieren und inspirieren sich Lehre und Forschung im Design gegenseitig: Studierendenperspektiven, zum Beispiel zur mentalen Gesundheit von Jugendlichen, werden in Forschungsprojekten vertieft und Forschungsprojekte zu Diversity, Stigma und Alter bereichern die Lehre.
2014 zog die Hochschule vom historischen Schulgebäude in der Ausstellungsstrasse ins Toni-Areal, einer ehemaligen Joghurtfabrik. Damit waren erstmals alle Disziplinen und Werkstätten unter einem Dach und das interdisziplinäre Zusammenarbeiten wurde einfacher. Seit 2018 heisst die Fachrichtung Trends & Identity. Zum einen wanderte die langjährige, systematische Beschäftigung mit Trendforschung in den Titel, zum anderen wurde aktuellen Entwicklungen im Feld der Identitäten Rechnung getragen. Das Curriculum befindet sich im permanenten Wandel ebenso wie die ganze Hochschule. Auf zeitgenössische Entwicklungen kritisch und sinnlich zu reagieren war und ist Programm.
Katharina Tietze und Bitten Stetter
Zürich, September 2023