Flanerie
Gehende Aufmerksamkeit und gesammelte Alltäglichkeit
Das Kollektiv der Spazierenden und Flanierenden sammelt Ansichten, Eindrücke und Objekte. Flanerie geht gemeinsam und alleine. Zufällig und zielgerichtet. Entdeckt die bekannte Umgebung neu. Lässt sich treiben. Schaut mit ungewohntem Blick. Erfährt das Alltägliche. Erkundet nah und fern und vereint Erfahrungen der Gehenden.
Das Gehen im Freien gewinnt in Zeiten limitierter Kontakte und Bewegungsfreiheiten an Bedeutung. Was zuvor von Senior:innen und Familien am Sonntag praktiziert wurde, ermöglicht nun allen Nähe und Austausch, trotz Infektionszahlen und Home Office. Als Abwendung vom Bildschirm wird das Spazieren zu einer willkommenen Abwechslung und erlangt neue Relevanz. Das Kollektiv Flanerie reagiert auf diese Veränderungen, indem es das Spazierengehen als sinnliche Auszeit und kreative Praxis kultiviert — auch nach der Pandemie. Mit Angeboten und Anleitungen zum Spazieren appelliert Flanerie an eine junge Generation.
Mit spielerischen Anregungen definiert es neue Routen zwischen Stadt und Provinz, ermöglicht Bekanntschaften und lenkt den Blick auf das bereits Bekannte und noch Fremde. Flanerie zelebriert das Umherschweifen als Hommage an die situationistische Dérive. Die Erfahrungen werden in Bild, Ton, Skizzen und Objekten gesammelt und miteinander geteilt. Es entstehen Geschichten, ein Sammelsurium an Objets trouvés, die auch nach dem Spaziergang als Materialisierung des Erlebten wirken.
Noëlle Schmid und Anja Rötheli