reichert.k@gmx.de
@_katharina_luisa
[DE]
Smalltalk ist «la petite conversation» und gilt als die kleinste Konversation, die wir führen können. Genau darin liegt seine soziale Komplexität und unterschätzte Relevanz. In einer fragmentierten Gesellschaft, die von Gräben durchzogen ist, wird Smalltalk zum verbindenden Element. Er lässt uns Brücken bauen, über dir wir, zumindest kurz, unsere Komfortzonen und Bubbles verlassen.
Ich will nicht mehr übers Wetter reden! untersucht das Phänomen Smalltalk mit partizipativ-aktivistischen Methoden und deckt eine nicht vermutete Bandbreite an Assoziationen und Paradoxien auf.
Entstanden ist eine Kampagne, die interventionistische und plakative Elemente miteinander verbindet. Ihr Ziel ist es, Smalltalk anzuregen und seine Dimensionen niedrigschwellig greifbar zu machen. Immer mit der Prämisse, dass Smalltalk in keine «One Size Fits All»-Lösung gezwängt werden darf, sondern jenseits des Bekannten neu – oder überhaupt – gedacht werden muss. Die Kampagne artikuliert implizites Wissen und zeigt Smalltalk-Spektren explizit auf.
[EN]
Small talk is ‘la petite conversation’ and is considered the smallest conversation we can have. This is precisely where its social complexity and underestimated relevance lies. In a fragmented society small talk becomes a unifying element. It allows us to build bridges to different bubbles and lets us break out of our comfort zones, at least briefly.
Ich will nicht mehr übers Wetter reden! (in English, I don’t want to talk about the weather anymore!) examines the phenomenon of small talk using participatory and activist methods and uncovers an unexpected range of associations and paradoxes.
The result is a campaign that combines interventionist and striking elements. It aims to stimulate small talk and make its dimensions tangible, always with the premise that it must not be forced into a ‘one size fits all’ solution, but rather needs to be rethought beyond the familiar. The campaign articulates implicit knowledge and explicitly shows the spectrum of small talk.
Wie kann Design Smalltalk in einer fragmentierten Gesellschaft lebendig halten?
„Ich will nicht mehr übers Wetter reden!“ ist ein immaterielles Branding-Projekt, das einem vermeintlich banalen Thema Wertschätzung einhaucht. In den letzten Monaten ist eine Kampagne für Smalltalk entstanden, die über zwei Ansätze in drei Phasen funktioniert und auf reichlich empirischer Forschung beruht.
Smalltalk geht uns alle an!
Über konzeptionell gestaltete Forschungssets decke ich eine nicht erwartete Bandbreite an Assoziationen, Emotionen und Widersprüchlichkeiten im Smalltalk auf. Neben dem Input anderer stürze ich mich parallel selbst ins Feld: Mit einer überdimensionalen Gewürzgurke laufe ich durch Zürich.
Gurke gut, alles gut!
Die Gurke wird zum „Character“ meiner Kampagne und gibt einem von Stock-Images und Büroszenarien geprägten Thema ein überraschendes Gesicht. In der ersten Phase nutze ich diese Visualität in simplen Mikro-Interventionen. In der Kommunikation des Projekts wird sie zum Trigger und Störer. Etwas, das jeder Smalltalk hat und braucht.
Um Smalltalk zu aktivieren, muss über ihn nachgedacht werden. Die Facetten, die ihm zugrunde liegen, werden zum Potential: aus Forschungsmaterial bilde ich ein System, das die Vielfalt von Smalltalk erhält und trotzdem kondensiert. Ich ermittle den empathischen, den oberflächlichen und den performativen Smalltalk. Statt voneinander abgrenzbar, spielen diese drei immer wieder miteinander und ineinander hinein und sind vom Kontext abhängig. Für die zweite Phase der Kampagne generiere ich Bilder von, aus der Forschung abgeleiteten, Smalltalk-Orten und -Kontexten.*
*Im Siebdruckverfahren werden im Nachhinein sechs Motive gedruckt, die durch die Abstraktion und einheitliche Farbgebung die Situation statt das Foto in den Vordergrund stellen.
Smalltalk ist zwar immer vom Kontext abhängig, lässt sich aber nie von der Sprache trennen. Dieses Element gilt es über Schlagwörter und mit Zitaten einzubauen. Ein modulares Posterset entsteht, das, inspiriert vom Kinderbuch „Krogufant“, das Triptychon aus empathisch-oberflächlich-performativ aufgreift und mit der Bildebene der Kontexte verbindet. Das Wording „Denkanstöße für Smalltalk – Smalltalk für Denkanstöße“ rahmt die Poster, ein Link zum Instagram Account @daily.smalltalk bietet weitere Information. Als Wildplakatierung finden die Posterkombinationen ihren Weg zurück in den öffentlichen Raum und beenden die zweite Phase.
Im letzten Schritt wird’s konkret. @daily.smalltalk greift die Plakate als tägliche Smalltalk-Dosis auf und bietet Anreize: Im Badi geht der Smalltalk am besten mit Getränk in der Hand!