Hinter jedem sauberen Ort
selina.bertschi@icloud.com
[DE]
Wer putzt die 80’000 m2 im Toni-Areal? Wer reinigt unsere Krankenhäuser, Restaurants, Bibliotheken und Züge? Deinen Arbeitsplatz? Vielleicht sogar dein Zuhause? Fast immer sind es Frauen mit Migrationserfahrungen und niedrigem sozioökonomischem Status, die unter prekären Arbeitsbedingungen für Sauberkeit und Hygiene sorgen. Die Reinigungsbranche wird, wenn auch systemrelevant, normativ als niedere Tätigkeit abgewertet und strukturelle Probleme bleiben ignoriert.
Autonomía, eine der ersten Reinigungskooperativen der Schweiz, will das ändern und setzt am Punkt der Selbstbestimmung von Reiniger:innen an. Die in Kooperation mit Autonomía entstandene Kampagne basiert auf den individuellen Erfahrungen, Biografien und Sehnsüchten der Frauen und geht über ihren Arbeitsalltag hinaus: Sie handelt von Lohn und Stolz, Muttersein, Zukunftsplänen – und dem Reinigen selbst. Die Auseinandersetzung der Kampagne mit differenzierten Lebenswirklichkeiten sorgt für eine Sichtbarmachung und Sensibilisierung, im Ausblick auf eine Reinigungsbranche mit der finanziellen und gesellschaftlichen Wertschätzung, die ihr zusteht.
[EN]
Who cleans the 80,000 m2 at the Toni Campus? Who cleans our hospitals, restaurants, libraries and trains? Your workplace? Perhaps even your home? Almost always, it is women with migration experience and low socioeconomic status who ensure cleanliness and hygiene under precarious working conditions. Although the cleaning industry is systemically relevant, it is normatively devalued as a low occupation, and structural problems remain ignored.
Autonomía, one of the first cleaning cooperatives in Switzerland, wants to change that, starting with the issue of self-determination for cleaners. This campaign, created in cooperation with Autonomía, is based on the individual experiences, biographies and desires of the women and goes beyond their everyday work, as it also revolves around salary and pride, motherhood, future plans – and cleaning itself. The campaign’s engagement with these nuanced realities of life creates visibility and awareness, aiming towards a cleaning industry with the financial and social appreciation it deserves.
abbürsten, abflusen, abkratzen, abspülen, abstauben, aspirar, aufwischen, ausspülen, barrer, beseitigen, desempolvar, desmanchar, desinfectar, enjabonar, enjuagar, entfetten, entflecken, entfärben, entfusseln, enthaaren, entkeimen, entkleben, entrosten, entsorgen, entstauben, entwirren, fregar, kehren, lavar, limpiar, polieren, putzen, reinigen, rociar, scheuern, schrubben, spülen, staubsaugen, trocknen, wischen, waschen
«Eigentlich musst du arbeiten, oder? Das ist Geld verdienen, das musst du überall und das ist für alle Leute so, oder? Und beim Putzen ist es auch [ein] ‚müssen‘. [...] Du musst arbeiten.» Rahsan
«Also früher habe ich selber gedacht, ich darf niemandem sagen, dass ich putze. Früher habe ich mich dafür geschämt. Ich weiss nicht warum. Aber heute kann ich sagen: Nein, es ist eigentlich ein dankbarer Job. Vor allem wollen alle eine saubere Wohnung. Dieser Job geht nie verloren.» Sandra M.
«Je suis fière de moi-même d’abord et de mes enfants. Parce que je sais que ce n’est pas facile pour une femme d’emmener toute seule quatre enfants en Europe, sans l’aide de personne, sans aller au social. Je sais que ce n’est pas facile mais je l’ai fait.» Agathe
«Also wünsche ich mir, dass ich weiterarbeiten kann, bis ich das Rentenalter erreiche. Das ist mein Ziel und mein Wunsch: Reinzupassen und Teil des Systems zu sein.» Tina
«Meine Motivation für die Gründung von Autonomía ist es, anderen Frauen, die es schwer haben, helfen zu können.» Carmen
«Es sollte einfach normal sein, dass man eine Reiniger:in genauso anständig bezahlt wie jemand im Büro. Und dass aber auch die Reiniger:innen sich natürlich im Gegenzug bewusst sind, dass sie nicht eine niedrige Arbeit machen. Denn das ist ein Job, wie jeder andere auch.» Sandra G.